Dienstag, 9. Juni 2009

Runter ist schlimmer als rauf...

... zumindest bei Regen. Bin am Samstag 10 Mal diese Vollrather Höhe (96 Höhenmeter, das einzige was ich irgendwie als Hügel bezeichnen darf hier in der Nähe) rauf und runter. Fing alles noch super an, grauer Himmel 14 Grad, optimal für Anstrengung. Nach 217 Höhenmetern fing es an zu regnen, ab da wurde der Trip zur Hölle. Auf so viel Wasser war ich nicht gut vorbereitet. Regenklamotten zwar dabei, aber keine Armlinge, nur die kurzen Handschuhe und keine Überschuhe. Nach 429 Höhenmetern waren meine Hände auf den Abfahrten zu Eisklumpen gefroren. Hoch ging, da war schön warm unter den Regenklamotten. Aber runter, da graute es mir jedesmal vor. Nachdem ich dann irgendwann festgestellt hatte, dass es besser gewesen wäre, den Regenschutz des Rucksacks über den Rucksack zu ziehen und ich das vierte Mal hoch gefahren bin gab es aber schon ne kleine Routine:
Nach der Kehre unten Brille aus, niedrigen Gang rein "auf der Tour kann ich es mir auch nicht aussuchen" und auf's warm werden freuen
Nach ca. der Hälfte des Berges die ganze Tour verfluchen, in Frage stellen, wozu das alles gut sein soll, sich ärgern, dass man die Brille wieder angelassen hat und Wasser und Schweiß von innen dagegen tropfen, Michael Leuenberger physische Schmerzen wünschen und "nochmal fahr ich hier nicht hoch" grummeln. Nach zwei Dritteln die Freude über den erneuten Erfolg langsam über den Frust siegen lassen, dem Wettergott ein "ist das schon alles, was Du drauf hast, Du Lusche" entgegen schleudern, Michael in Gedanken um Verzeihung bitten, mal kurz aus dem Sattel gehen, weil es doch ganz schön heiß am Hintern wird und dann so langsam anfangen, sich vor der Abfahrt zu fürchten.
Nach der Kehre oben die Sonnenbrille an, damit einem nicht Dreck, Wasser sowie Schnecken- und Regenwurmleichenteile in die Augen fliegen, höchsten Gang rein, über die miese Sicht fluchen, Fahrt aufnehmen.
Auf der Hälfte den Berg runter denken "ist doch gar nicht so schlimm", ein paar Schluck trinken, sich auf die Kneipe zum Aufwärmen freuen, wenn man hier fertig ist.
Nach zwei Dritteln die ganze Tour verfluchen, Michael in Gedanken schmerzhaft zu Tode foltern, frieren wie nackt im Schnee, weil der Wettergott - das herzlose Monster - wohl noch was zugelegt hat, sich wundern, dass man die Eisklumpen am Ende des Armes noch bewegen kann, sich vornehmen, beim nächsten Mal ganz langsam bergab zu fahren.
Dann wieder Brille aus (wenn man es nicht vergisst), niedrigen Gang rein, "auf der Tour kann ich es mir auch nicht aussuchen"...

Bei der letzten Abfahrt habe ich mich nur noch nach der nächsten Kneipe gesehnt. Lecker Pasta mit Soße, ne Kanne heißen Kaffee, heißen Pudding und nen Platz direkt neben der Heizung. Ich war nass bis auf die Haut und hatte mit Sicherheit Gefrierbrand an den Fingern und vor allem den Füßen. Blöd nur, dass in dem kleinen Kaff gerade alle Kneipen geschlossen hatten. Die Hölle!

Was blieb mir übrig als nach Hause zu fahren. Schade, dass mein Navi in der Satteltasche - nicht wasserdicht übrigens - lag. Denn den Weg nach Hause kenne ich nicht auswendig. Habe ihn dann ausgeschüttelt und unter eine Plastikfolie gelegt, mit so nem MagicWrap befestigt und versucht nach Hause zu finden. War nicht einfach, da die Folie von innen ständig beschlug und wenn ich die am Bildschirm festkleben wollte, hat sich der Navi dank Touchscreen immer verstellt. Zudem war der auch von innen ziemlich nass, ich hatte also wirklich Schiss, dass er mir mitten auf dem Feld den Geist aufgibt. Aber - mal ein bisschen Werbung - liebe Leute, Falk hat da offensichtlich wirklich Qualität produziert. Kein Ausfall, keine Macken, mein M4 2nd Edition hat mich sicher aber kalt wie ein Skelett nach Hause gebracht. Heizung ist noch nicht eingebaut.

Irgendwann wird jeder Meter zur Qual, aber ich habe es geschafft und nach einer Stunde bei gefühlten 1000 °C unter der Dusche und bei einer heißen Tasse Kaffee in eine warme Wolldecke gemümmelt, die Größe des Egos verdoppelt sah die Welt schon wieder besser aus. Schließlich hat mein gewechselter Reifen auch gehalten, hatte ja zwischendurch immer mal gehofft, der würde den Geist aufgeben und mir eine willkommene Ausrede liefern. Komisch eigentlich, dass man sich immer wieder Dinge wünscht, die gar nicht gut für einen sind. Denn so wie es jetzt gekommen ist, war doch alles viel viel besser. Ich habe noch eine gute Vorbereitung gehabt, mir bewiesen, dass ich 1000 Höhenmeter an einem Tag schaffen kann, mein Durchhaltevermögen gestärkt (neudeutsch: Mental Fitness) und meine Reparatur kann endgültig als erfolgreich betrachtet werden. Das Leben kann so einfach sein :)

Was auch noch super ist, Mittwoch könnt ihr mich auf Antenne Düsseldorf hören und auf CenterTV sehen. Nehme an, dass kommt bei CenterTV wieder ab 20:30 im Düsseldorfer Sport. Antenne weiß ich nicht, Termin ist um 11 Uhr. Freu mich schon drauf, vielleicht kriegen wir ja noch ein paar Spenden zusammen. Im Moment scheint es, als würde mein Wunschziel nicht erreicht. Aber ich verlasse mich da mal auf Euch.

Einzig leicht negative Tendenz kommt von meinen Schürfwunden des Vorwochentrips. Die eine war ja an einer Stelle, die man gemeinhin zum Sitzen benutzt. Wurde am ersten Tag noch beim sitzen was heiß, aber danach habe ich eigentlich nix mehr gespürt. Wer die Heilung von Schürfwunden jedoch mal hinter sich hat, weiß, dass sie nach ein paar Tagen anfangen unignorierbar zu jucken wie eine Fantastillionen Mückenstiche. Denkt mal kurz drüber nach, was das für eine Außenwirkung hat...

Mein zwischenzeitlicher Abschied "Macht mit!" wäre hier sicherlich fehl am Platze, daher einfach nur

Tschö :D

Ingo
P.S.: IN 2 TAGEN GEHT ES LOS!!!!!!